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28. März 2024

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Zeit als Schmerzmittel gegen Heimweh

Zeit als Schmerzmittel gegen Heimweh© Bilderbox.com

Wissenschafter der Karl Landsteiner Privatuni Krems untersuchten die Themen Heimweh und Entwurzelung von Auslandsstudierenden.

Heimweh schmerzt und daraus folgend kann es zu gesundheitlichen und kognitiven Beeinträchtigungen, Lernschwierigkeiten, Zurückgezogenheit und allgemeinen psychischen Problemen kommen. Wissenschafter der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems (KLU Krems), der University of Cambridge (UK) und der Universität Konstanz (D) haben sich der aktuellen Thematik rund um eine gestiegene Mobilität und Entwurzelung angenommen und eine Langzeitstudie zum damit verbundenen Heimweh und den dabei erlebten Gefühlswelten durchgeführt.
Zu den mit Heimweh assoziierten Faktoren gehören ein Hang zur Neurotik und das Bestreben, es allen recht machen zu wollen, so Studienergebnisse. Die Studie zeigte zudem, dass der Umfang an Heimweh unter den heutigen Auslandsstudierenden generell gering ist, mit der Zeit vergeht und das relativ schnell. Möglich wurde diese Studie durch die Verwendung einer App, mit der Studierende im Ausland direkt teilnehmen konnten.

Ein Hang zu Neurotik und Entsprechen
„Die meisten bisherigen Studien wurden zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als die Betroffenen bereits wieder heimgekehrt waren. Die Aussagen der Personen wurden dabei natürlich durch die Erinnerung "gefiltert" und beeinflusst“, so Stefan Stieger, einer der Studienautoren vom Department für Psychologie und Psychodynamik der KLU Krems. „Genau diesen Einfluss haben wir durch die Entwicklung einer App erstmals eliminieren können“, betont Stieger. Diese Methode erlaube es zudem „die Entwicklung von Heimweh über einen Zeitraum von drei Monaten wissenschaftlich zu analysieren.“
Die Ergebnisse der nun im Fachmagazin "Environment and Behavior" veröffentlichten Studie zeigten, dass Heimweh bereits am Beginn eines Auslandsaufenthalts am stärksten war; danach aber rasch abflaute. Einen kräftigen Effekt, der das Heimweh hingegen unterstütze, sah das Team in einem Hang zur Neurotik bei den Probanden. Personen, die zu emotionaler Instabilität neigen, empfanden Heimweh stärker als andere Betroffene – genauso wie Personen, die als besonders umgänglich erscheinen, da sie bemüht sind, es allen Personen in ihrem Umfeld recht zu machen.
"Das erscheint zunächst vielleicht widersinnig. Doch dieser Zusammenhang lässt sich möglicherweise damit erklären, dass solchermaßen veranlagte Personen darunter leiden, dass sie den Wünschen und Bedürfnissen von Freunden und Familie zu Hause nicht mehr in ausreichendem Maße gerecht werden können“, erläutert Stieger. Insgesamt nahmen knapp 150 Probanden im Alter von 18 bis 29 Jahren an der Studie teil.

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red/mc, Economy Ausgabe Webartikel, 14.06.2018