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28. März 2024

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Neues Sauerstoffgerät für medizinische Unterstützung

Neues Sauerstoffgerät für medizinische Unterstützung© Pexels.com/cottonbro

TU-Wien entwickelt neue Variante zur vereinfachten Beatmung von Corona-Kranken. Kompressorbasiertes Sauerstoffgerät kann bis zu 20 Personen gleichzeitig beim Atmen helfen und Entlastung bei etwaigen medizinischen Kapazitätsengpässen bringen.

(red/czaak) Aktuell ist es eine der größten Sorgen im Kontext mit der Corona-Epidemie: Medizinische Intensivstationen haben nur eine begrenzte Zahl an Beatmungsgeräten. An der TU-Wien wurde nun ein Sauerstoffgerät entwickelt, das auf einfachen sowie bereits erprobten Komponenten beruht und in kurzer Zeit fertiggestellt werden kann. Die Entwicklung basiert auf Luft aus einem handelsüblichen Kompressor, die mit einer speziellen Membran mit Sauerstoff angereichert wird und diese sauerstoffreiche Luft kann dann PatientInnen mit starken Lungenbeschwerden beim Atmen helfen.

Interdisziplinärer Entwicklungsansatz
„Durch eine solche Therapie, die schon in einem frühen Stadium einer stationären Versorgung begonnen werden kann, ließe sich eine Intubation und eine Beatmung mit einem herkömmlichen Beatmungsgerät verzögern oder ganz vermeiden“, so die TU-Wien in einer Aussendung. Je nach eingesetzter Kompressor- und Membrantrennkapazität könnte ein einzelner Aufbau gleichzeitig 20 Personen und mehr versorgen. „Damit könnte diese Methode wertvolle Ressourcen sparen helfen - besonders dann, wenn viele Patienten mit Atemschwierigkeiten gleichzeitig versorgt werden müssen“, unterstreichen die TU-Experten.

Der Entwurf für das neuartige Sauerstoffgerät stammt von Margit Gföhler, Leiterin des Forschungsbereichs für Biomechanik und Rehabilitationstechnik am Institut für Konstruktionswissenschaften und Produktentwicklung der TU-Wien und von Michael Harasek, der sich am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften seit vielen Jahren mit Membrantechnologie beschäftigt. Medizinisch beraten wurden sie dabei vom Beatmungsspezialisten Alexander Aloy, Intensivmediziner und Lektor an der TU-Wien.

Viele Komponenten einfach erhältlich
„Die meisten Komponenten unseres Geräts findet man in einem ganz gewöhnlichen Baumarkt“, sagt Margit Gföhler. Nötig ist ein ölfreier Kompressor, ein Luftfilter, die Verrohrung und ein Behälter zum Befeuchten der Luft – und ein Modul mit einer Spezialmembran zum Erhöhen des Sauerstoffanteils. „Diese Membran ist der einzige nicht ganz alltägliche Bauteil – aber auch diese Membranen sind kommerziell erhältlich und in ausreichender Menge verfügbar“, ergänzt Michael Harasek.

Ein entscheidender Vorteil des Geräts sei zudem, dass es ohne Sauerstoffflaschen auskommt. Der Sauerstoff kommt einfach aus der Umgebungsluft. „Das ist besonders relevant, weil es für das Krankenhauspersonal sehr schwierig ist, immer im Auge zu behalten, welche Sauerstoffflaschen getauscht werden müssen. Und auch die Versorgung mit einer ausreichenden Zahl an Sauerstoffflaschen kann schwierig werden“, betont Harasek. „Wir sind bereits mit Firmen im Gespräch, die sich für diese Technik interessieren“, sagt Margit Gföhler. „Aus unserer Sicht ist es jedenfalls technisch möglich, solche Geräte im Bedarfsfall in kurzer Zeit in Betrieb zu nehmen.“

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 06.04.2020