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19. April 2024

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Die Zukunft der Telekom-Branche

Die Zukunft der Telekom-Branche©piqs.de/ChriJo

Die zukünftige Strategie von Telekommunikationsunternehmen geht in Richtung Plattformbetreiber und branchenübergreifende Kooperationen, so eine aktuelle internationale Marktexpertise von Ernst & Young (EY).

Am gerade entstehenden riesigen IoT-Markt haben die Telekommunikationsanbieter als Bereitsteller der Netzwerkverbindungen einen vergleichsweise begrenzten Anteil von maximal 15 Prozent. Erschwerend kommt eine bis dato weitgehend nur auf Kommunikationsdienste beschränkte Strategie dazu, die weite Teile des IoT-Marktpotenzials nicht erfasst, so die zentralen Ergebnisse der aktuellen Analyse des internationalen Beraters Ernst & Young (EY).

Stärkere Ausrichtung an Nutzen und Kunden
Viele führende Telekommunikationsunternehmen erkennen nun jedoch die sich bietenden Chancen und verfolgen dabei teilweise mehrere Strategien parallel. Einerseits treten sie als eigenständiger Plattformbetreiber mit eigenen Lösungen auf und zum anderen gehen sie Kooperationen mit Drittanbietern ein. Die Chancen für Europas Unternehmen mit hohen Wachstumsraten in den kommenden Jahren sollten in erster Linie im B2B-Bereich liegen. Ein Segment, wo europäische Unternehmen bereits jetzt eine führende Rolle spielen sind industrielle Anwendungen, vor allem im Maschinenbau. US-amerikanische Anbieter stellen vergleichsweise mit dem Thema „Consumerization“ den Bereich B2C mit den Endverbrauchern in den Vordergrund.
Eine der größten Herausforderungen wird für die europäischen Telcos darin bestehen, technologische Ansätze zu bieten, mit denen sie neben der hoch kapitalisierten und teils deutlich profitableren Konkurrenz aus den USA und Asien bestehen können. „Um ein größeres Stück vom IoT-Kuchen abzubekommen und US-amerikanischen und asiatischen Wettbewerbern die Stirn bieten zu können, werden europäische Telekommunikationsanbieter ihre Strategie stärker am tatsächlichen Nutzen für Anwender und weniger am technisch machbaren ausrichten müssen“, so Drazen Lukac von EY.

Praxisrelevante Plattformlösungen
Eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Vertrieb von IoT-Lösungen ist dabei die Integration der verschiedenen technischen Leistungen auf einer technischen Plattform, der ökosystem- und branchenübergreifende Vertrieb über sogenanntes „One Stop Shopping“ mit einer Rechnung sowie auch Services aus einer Hand, so die Einschätzung der EY-Experten. „Telcos können hier Anwendungsfälle schaffen, indem sie relevante Hardware identifizieren und die Kompatibilität mit der eigenen IoT-Plattform sicherstellen. So könnte man Unternehmen die IoT-Möglichkeiten über praxisrelevante Anwendungsfälle näherbringen“, so Severin Eisl, Leiter Technology, Media and Telecommunications bei EY Österreich.
Ein weiterer Punkt ist derzeit noch geringe Wahrnehmung der Telcos als IoT-Anbieter – trotzdem diese eigentlich eine gute Ausgangsbasis hätten. „Ihr umfangreiches Fachwissen verschafft den Telcos Vorteile, vor allem als IoT-Konnektivitätsanbieter oder als Hosting- und Cloud-Service-Provider“, erläutert Drazen Lukac weiter. „Und auch als IoT-Security-Anbieter können Telcos aufgrund ihrer Expertise eine wichtige Rolle spielen. Sie verfügen über eine gute Reputation und haben umfangreiche Erfahrung mit Sicherheitssystemen für den mobilen Datenverkehr“, betont Lukac.

Zielgruppe Mittelstand
Aktuell richte sich ein Großteil der am Markt verfügbaren IoT-Angebote an technologische Vorreiter und damit bleibe die Mehrzahl der Industrieunternehmen in Europa außen vor, so EY. Gerade viele mittelständische Unternehmen sind beim Thema Digitalisierung derzeit noch mit grundlegenderen Prozessen und Technologien beschäftigt.
„Ein stärker kundenorientierter Ansatz bei Produktentwicklung und Vertrieb gehört daher zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen größeren Erfolg der Telcos in IoT-Geschäftsfeldern“, so Eisl abschließend. „Das Ziel muss daher sein, für einfache Anwendungen schnell umsetzbare und unkomplizierte Produkte bereitzustellen.“ Siehe dazu auch Bericht: Enormes Geschäftspotential für IKT-Industrie.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 11.02.2019