„Effizienzgewinn und Kostenersparnis zeigt dann die Energierechnung“

Neue Spielregeln in Heizungsbranche durch neue EU-Verordnung. Martin Kloboucnik, Geschäftsführer vom Klima- und Heiztechnikspezialisten WOLF, zu Herausforderungen für die Branche, warum natürliche Kältemittel wie Propan die Zukunft sind und welche Chancen sich ergeben.
Economy: Die EU-F-Gase-Verordnung verändert die Spielregeln in der Heizungsbranche, insbesondere beim Thema Wärmepumpen. Welche Herausforderungen ergeben sich durch die Umsetzung der Verordnung?
Martin Kloboucnik: Die größte Herausforderung liegt in der technologischen Umstellung. Die neue F-Gase-Verordnung verlangt einen schrittweisen, aber konsequenten Ausstieg aus klimaschädlichen Kältemitteln. Das betrifft viele bisher verwendeten Mittel (Anm. HFKW wie R410A oder R134a), die in der Wärmepumpentechnik weit verbreitet waren und jetzt muss sich die Industrie auf natürliche Alternativen wie Propan (Anm. R290) umstellen. Das bedeutet neue Sicherheitskonzepte, neue Bauteile und neue Prozesse.
Was beinhaltet das noch?
Wir brauchen eine entsprechende flächendeckende Aus- und Weiterbildung und das flächendeckend! Propan R290 ist ein brennbares Kältemittel, das zwar sehr sicher eingesetzt werden kann, aber Fachkenntnisse erfordert und das erstreckt sich von Planung über Installation bis zur Wartung. Die Schulung der Installateure und Servicetechniker wird ein zentraler Erfolgsfaktor.
Braucht es nicht auch entsprechende Information an die Kunden?
Absolut. Marktkommunikation und Akzeptanz ist ebenso ein zentrales Thema. Viele Endkunden wissen noch nicht, was die Verordnung für sie bedeutet, oder sie haben Bedenken wegen des neuen Kältemittels. Es braucht Aufklärung, dass Propan R290 nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch hocheffizient, langlebig und zukunftssicher.
Wie können Unternehmen und politische Entscheidungsträger gemeinsam daran arbeiten, die Ziele der Verordnung zu erreichen?
Wir brauchen ein Zusammenspiel aus kluger Regulierung, technologischer Innovation und gezielter Förderung. Die Politik kann viel bewirken, wenn sie verlässliche Rahmenbedingungen schafft, etwa durch standardisierte Normen für Sicherheitsabstände oder durch beschleunigte Zulassungsverfahren für neue Gerätetypen mit natürlichen Kältemitteln.
Was muss Förderung abbilden?
Einmal Fördermodelle, die den Wechsel erleichtern. Zum Beispiel durch Bonusprogramme für besonders effiziente Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln. Auch die Unterstützung von Schulungsprogrammen, etwa für Lehrlingsausbildung oder Umschulung, kann die Umstellung beschleunigen.
Was muss die angesprochene Innovation beinhalten?
Von Seiten der Unternehmen braucht es die klare Bereitschaft, in Forschung, Entwicklung und Qualität zu investieren. Die Technologie ist reif, aber sie muss auch flächendeckend verfügbar sein. Wer frühzeitig umstellt, profitiert nicht nur regulatorisch, sondern auch wirtschaftlich.
All die angeführten Themen sind mit Kosten verbunden. Mit welchem Mehrkostenaufwand ist für Unternehmen im Zuge der Umstellung zu rechnen?
Die Umstellung bringt im ersten Schritt Mehrkosten von etwa 10 bis 15 Prozent auf Produktebene mit sich. Das ist ein realistischer Richtwert aus heutiger Sicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: R290 erfordert andere Verdichter, spezielle Ventile, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und auch die Fertigungsprozesse müssen angepasst werden.
Wie verhält sich das Thema Kosten dann im praktischen Betrieb?
Diese Mehrkosten sind nicht dauerhaft. Mit zunehmender Stückzahl, Erfahrung und Standardisierung sinken die Kosten. Schon heute sehen wir, dass sich die Preise von R290-Wärmepumpen jenen mit synthetischen Kältemitteln annähern. Im Betrieb ist R290 deutlich günstiger. Das Kältemittel selbst ist preiswert und nicht quotiert. Zudem entfallen künftige Abgaben oder Einschränkungen, die bei fluorierten Kältemitteln wahrscheinlich sind.
Wie zeigt sich die gesteigerte Effizienz in den Anlagen, etwa in konkreten Kennzahlen oder Betriebskosteneinsparungen?
Wärmepumpen mit R290 gehören heute zur effizientesten Gerätetechnologie am Markt. Viele unserer Geräte erreichen die Effizienzklasse A+++, was sich in sehr hohen Jahresarbeitszahlen (JAZ) und COP-Werten über 4 niederschlägt. Das heißt: Aus 1 kWh Strom erzeugt die Wärmepumpe 4 kWh Wärme.
Wie schaut dieses Kosten-Verhältnis im Vergleich zu Gas oder Öl aus?
Die Energieeinsparung im Vergleich zu Gas oder Öl kann bei über 50 Prozent liegen. Propan ermöglicht zudem hohe Vorlauftemperaturen bis 75 °C und das macht die Geräte auch für Sanierungen und Altbauten interessant, weil keine Fußbodenheizung notwendig ist. Der Gewinn bei Effizienz und die Kosteneinsparungen sind also nicht nur auf dem Papier messbar, sondern auch auf der Stromrechnung sichtbar.
Welche Auswirkungen hat die Umstellung auf die Umweltbilanz Ihrer Wärmepumpen im Vergleich zu bisherigen Systemen?
Enorme. Die Umweltbilanz verbessert sich gleich in zwei entscheidenden Bereichen. Als erstes bei den direkten Emissionen: Propan hat ein GWP (Anm. Global Warming Potential) von nur 3 – im Vergleich zu über 600 bei den bisher verwendeten Mitteln R32 und über 2000 bei R410A. Und bei den indirekten Emissionen wird durch die höhere Effizienz der Systeme weniger Strom benötigt. Und das wirkt sich positiv auf die gesamte CO₂-Bilanz aus, insbesondere in Kombination mit erneuerbarem Strom.
Abschließend noch das Thema Verträglichkeit, wir reden hier von Chemikalien
Martin Kloboucnik: Propan ist frei von den sogenannten „Ewigkeitschemikalien“ (Anm. zB. PFAS), die sich in Umwelt und Körper anreichern. Das ist daher auch ein gesundheitspolitisches Thema – und damit ein weiterer starker Pluspunkt für natürliche Kältemittel.
Über WOLF Österreich
Die WOLF Klima- und Heiztechnik GmbH mit Sitz in Linz zählt österreichweit zu den führenden Anbietern von Heizungs-, Lüftungs- und Klimasystemen. Das 1974 gegründete familiengeführte Unternehmen mit rund 125 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von etwa 33 Millionen Euro (Stand 2023) vereint Vertrieb, Montage und Service unter einem Dach. Der Fokus liegt auf Energieeffizienz und nachhaltige Gebäudetechnik für klimabewusstes Bauen und Sanieren in ganz Österreich.
Innovation und konsequente Qualitätsorientierung
Innovation und konsequente Qualitätsorientierung ist für das Unternehmen kontinuierlicher Auftrag. Ein Meilenstein war etwa die frühe Einführung der CHA-Monoblock-Wärmepumpe mit dem natürlichen Kältemittel R290 (Propan) im Jahr 2019. Damit war WOLF eines der ersten Unternehmen, das sich klar für klimafreundliche Kältemittel in der Heiztechnik positionierte.
Lüftungssysteme und maßgeschneiderte Gesamtlösungen
Weitere Schwerpunkte sind zentrale Lüftungssysteme, Großanlagen für Gewerbe und Industrie sowie maßgeschneiderte Gesamtlösungen für anspruchsvolle Bauprojekte. Aktuelle Referenzprojekte sind das neue Haus der Wirtschaft der Wirtschaftskammer in Linz oder die Revitalisierung der Lüftungsanlage im Wiener Rathaus. Das LKH Amstetten, die Tabakfabrik in Linz, die Firmen Pollmann oder Agrana sowie die Museen Albertina und Belvedere, die Wiener Staatsoper oder der Austria Campus in Wien sind weitere Referenzbeispiele.