Ambivalente Marktentwicklungen in Automobilbranche
In EU steigen Neuzulassungen um 17 Prozent, in Österreich um 13 Prozent. Genereller Absatz weiter um 30 Prozent unter Vorkrisenniveau. Verkäufe von Hybriden und E-Autos steigen, so aktuelle Analyse von EY.
(red/czaak) Auf dem EU-Neuwagenmarkt geht es weiter kräftig aufwärts: Die Zahl der Pkw Neuzulassungen stieg laut Branchenverband ACEA gegenüber April 2022 um 17 Prozent, in Österreich wurde ein Wachstum von 13 Prozent registriert. Der Einbruch der Vorjahre ist aber damit noch nicht aufgeholt: Im Vergleich zu April 2019 ergibt sich ein EU-weites Minus von 30 Prozent, in Österreich beträgt die Lücke 42 Prozent. In 25 der 27 EU-Mitgliedsländern lag der Absatz im vergangenen Monat unter dem Niveau von April 2019, so aktuelle Erhebungen der Berater von EY.
„Derzeit arbeiten die Hersteller die Bestellungen aus dem vergangenen Jahr ab, die Wartezeiten werden kürzer“, erläutert Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. Preiss rechnet damit, dass sich die Liefersituation im Jahresverlauf weiter entspannen wird. „Auch wenn wir das Vor-Corona-Niveau nicht erreichen werden, sehen wir doch eine deutliche Normalisierung der Situation.“
Generelle Nachfrage weiter höher als Angebot
Ob dies auch für die Neuwagenpreise gilt, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen waren, bezweifelt Preiss allerdings: „Gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette sorgen für ein dauerhaft höheres Kostenniveau, das die Hersteller an die Kunden weiterreichen werden. Zudem gibt es nach wie vor Produktionsengpässe, so dass die Nachfrage noch eine Weile höher sein wird als das Angebot.“
Preiss verweist auch auf das beachtliche Auftragspolster und den erheblichen Nachholbedarf nach mehreren Krisenjahren: „Im Vergleich zum durchschnittlichen Absatzniveau vor der Pandemie wurden in der EU in den vergangenen drei Jahren etwa neun Millionen Neuwagen weniger verkauft. Selbst wenn jetzt eine schwächelnde Konjunktur und hohe Preise für Zurückhaltung bei den Kunden sorgen, gibt es doch einen strukturellen Ersatzbedarf, der weitere Wachstumsimpulse geben wird“, so der Experte von EY.
Wachstum bei Elektroautos
Bei reinen Elektroautos legten die Neuzulassungen im April in der EU insgesamt um 52 Prozent zu, nachdem sie im ersten Quartal um 43 Prozent gestiegen waren. Der Marktanteil von Elektroautos stieg in der EU im Vergleich zu April 2022 von 9 auf 12 Prozent. In Österreich kletterte der Absatz sogar um 84 Prozent, der Marktanteil stieg von 11 auf 18 Prozent. „Dank staatlicher Förderungen wächst der Markt für Elektroautos kräftig,“ sagt Preiss.
Die höchsten Marktanteile gibt es wieder in Skandinavien: In Schweden lag der Wert bei 34 Prozent, in Finnland bei 32 und in Dänemark bei 29 Prozent. Die niedrigsten Marktanteile weisen Elektroautos in Osteuropa auf. Zypern liegt im April bei zwei Prozent und die Slowakei und Tschechien bei jeweils drei Prozent. Österreich liegt mit 19 Prozent im oberen Mittelfeld. „Bis zu einem Durchbruch der Elektromobilität ist es noch ein sehr weiter Weg, was mit hohen Preisen, einer lückenhaften Ladeinfrastruktur, zu geringen Reichweiten und einem überschaubaren Angebot im Kleinwagensegment zusammenhängt“, resümiert Axel Preiss von EY.