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22. Mai 2025

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Produzierende Industrie setzt auf KI

Produzierende Industrie setzt auf KI© Pexels.com/ron lach

42 Prozent der deutschen Unternehmen setzten KI in der Produktion ein. 80 Prozent bewerten Industrie 4.0 als Chance. IoT, Digitale Zwillinge und Datenräume führen bei Anwendungen, so neue Bitkom-Studie.

(red/czaak) Die führenden Nationen beim Einsatz von digitalen Industrielösungen sind China, die USA und Deutschland. Ob zur Überwachung von Maschinen, als intelligente Steuerung von Robotern und Fahrzeugen oder zur Optimierung des Energieverbrauchs: In Deutschland setzen bereits 42 Prozent der Industrieunternehmen KI in der Produktion ein, ein weiteres Drittel hat entsprechende Planungen. Acht von zehn Unternehmen sehen den Einsatz von KI als entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Knapp die Hälfte sieht die Gefahr, dass die deutsche Industrie die KI-Revolution verschläft.

Investition in Künstliche Intelligenz zentraler strategischer Bestandteil
Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die anlässlich der aktuellen Industriemesse in Hannover unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes durchgeführt wurde. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen plädiert dafür, dass die KI-Anstrengungen in der Industrie intensiviert werden sollten: Mehr als drei Viertel der Unternehmen fordern, dass die deutsche Industrie beim KI-Einsatz eine Vorreiterrolle einnehmen sollte. Umgekehrt glaubt ein knappes Fünftel, dass KI in der Industrie nur ein vorübergehender Hype ist.

„Angesichts geopolitischer Spannungen, Handelskonflikte und der konjunkturellen Krise in Deutschland müssen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern und die technologische Unabhängigkeit stärken. Das gelingt nur mit Digitalisierung“, sagt Christina Raab, Vizepräsidentin beim Verband Bitkom. „Eine Investition in eine Schlüsseltechnologie wie künstliche Intelligenz ist daher nicht nur Kostenfaktor, sondern wesentlicher Bestandteil einer zukunftsfähigen Strategie.“

Analytik, Robotik und Energiemanagement als Anwendungsgebiete
Am häufigsten kommt künstliche Intelligenz aktuell in der Analytik zum Einsatz, etwa um die Funktionsfähigkeit von Maschinen zu überwachen – 32 Prozent der Unternehmen nutzen dafür KI, weitere 42 Prozent planen oder diskutieren dies. Jedes fünfte Unternehmen setzt KI in der Robotik ein, in der entsprechenden Planung oder Diskussion sind 46 Prozent. Beim Energiemanagement gibt es künftig das größte Potenzial: Zwar sind KI-Anwendungen hier erst bei sieben Prozent der Unternehmen im Einsatz, rund zwei Drittel planen einen Einsatz.

Bei den Hindernissen berichten 42 Prozent von fehlender Expertise zur Einbindung von KI in bestehende Prozesse. Und die Hälfte wartet erst einmal ab, welche Erfahrungen andere beim Einsatz von KI machen. „Künstliche Intelligenz wird in der Industrie zur Basistechnologie. Die Unternehmen sollten daher KI-Kompetenzen in die Aus- und Weiterbildung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter integrieren“, betont Raab vom Bitkom-Verband.

Industrie 4.0 als Wettbewerbsfaktor
Insgesamt sieht fast die Hälfte der deutschen Unternehmen die eigene Existenz durch die derzeitige wirtschaftliche Lage bedroht, darunter leidet auch die Digitalisierung. Vier von zehn Unternehmen erwarten, dass ihre eigene Digitalisierung durch die wirtschaftliche Situation gebremst wird. Geopolitische Entwicklungen machen vor der deutschen Industrie ebenfalls nicht halt: Knapp sieben von zehn Unternehmen sind der Überzeugung, dass die Präsidentschaft Donald Trumps der deutschen Industrie schaden wird.

Ein möglicher Grund dafür sind neue und steigende Zölle – worauf 43 Prozent der Industrieunternehmen sogar mit einer Verlagerung der Produktion reagieren würden. „Geopolitische Unsicherheiten, steigende Zölle oder die Abhängigkeit von Technologien aus dem Ausland können die deutsche Industrie massiv belasten. Eine gezielte Investition in Schlüsseltechnologien wie KI oder Datenräume sichert nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sie stärkt auch die Resilienz und technologische Souveränität der deutschen Industrie“, unterstreicht Christina Raab, Vizepräsidentin beim Verband Bitkom.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 08.04.2025