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12. Dezember 2024

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Feedback von der Leitstute

Feedback von der Leitstute© piqs.de/pfotegrafie

Die Seminarwelt ist aufs Pferd gekommen. Manger müssen in die Koppel, um zu lernen.

Erfolgreiche Kommunikation hängt selten vom Inhalt einer Botschaft ab. Wesentlicher sind empathische Körpersprache und das Vermögen, Beziehungen zu gestalten. Unmittelbares Feedback gibt in Zeiten innovativer Führungskräftetrainings ein mächtiger Gegenpart ohne jedes Verständnis für angelernte Ellbogentechnik. Manager müssen in die Koppel. Sie treffen auf gezähmte oder ungezähmte Pferde, die auf Insignien der Macht mit gelangweilter Gleichgültigkeit antworten.

Spielregeln aus der Natur
Mit den eigenen Mitarbeitern im Seminar zu sitzen, ist bestimmt leichter, als Gidranhengste oder Württemberger auszutricksen. Ohne um Verzeihung zu bitten, weichen die vierbeinigen Warm- und Kaltblüter zurück, galoppieren davon oder treten ihr Gegenüber. Leithengste im Nadelstreif und Leitstuten im Kostüm stehen damit vor Herausforderungen, die die Natur vorgibt und nicht die Unternehmenskultur festschreibt. Die Natur ist es auch, die die Leitung der Stute überantwortet und nicht, wie der Sprachgebrauch meinen lässt, dem Hengst. Dazu ein Pferdeflüsterer: „Das ist so wie im richtigen Leben. Die Frau gibt dem Mann das Gefühl, dass er bestimmt. Aber es ist von jeher die Stute, die der Herde die Richtung vorgibt.“ Ungeachtet dieser matriarchalischen Strukturen im Tierreich, sollen Frauen ebenso wie Männer in diesen Kommunikationstrainings lernen, worauf es im Miteinander ankommt. Natürlich lassen die Seminaranbieter ihre Schützlinge nicht mit ungebremsten tierischen Reaktionen allein. Nicht jeder hält die Wucht einer Pferdestärke so ohne weiteres aus. „Unsere Teilnehmer stehen vor einer komplett neuen Herausforderung, denn die meisten hatten nie zuvor etwas mit Pferden zu tun“, sagt Elisabeth Proksch von Proksch Consult.
Im Auftrag der Gesellschaft für Personalentwicklung (GfP) und gemeinsam mit der Gesundheitspsychologin Irene Staringer hält sie offene Seminare ab. Firmeninterne Trainings schneidet sie auf Unternehmen zu. So kann der Chef mit seiner Crew im Stall antanzen oder ein Management Team unter sich bleiben. Proksch und Staringer arbeiten mit vier bis fünf Pferden unterschiedlichen Charakters. „Was beim einen Tier zum Ziel führt, interessiert das andere überhaupt nicht“, weiß die Unternehmensberaterin. „Manager lernen damit, ihre Führungsmethoden kreativ an die jeweilige Situation anzupassen.“
Mitarbeiter würden weit weniger schnell zurückmelden, was ihnen nicht gefällt. Empathie und Konsequenz spiegeln Pferde ebenso direkt wider wie den Ärger und die Frustration, die ein Teilnehmer spürt, wenn sein Gegenüber eben nicht tut, was er will. Für Reinhard Mantler vom Natural Horsemanship Team sind „Pferde die besten Lehrer“. Geduld kennen sie keine. Anbiederung und Mobbing sind ihnen fremd. „Pferde wollen uns nicht gefallen“, so Proksch. Sie zeigen unmissverständlich „Du reizt mich nicht, du schon“. Trotz ihrer Stattlichkeit verfügen die Vierbeiner über keinerlei Taktgefühl. Und sie haben Natur gemäß einen guten Riecher. Sie suchen Leitung, unterscheiden aber sehr klar, wen sie als Führungsperson anerkennen und wen nicht. Christoph Estermann von MIB (Mensch in Bewegung) betont, Führung müsse verliehen werden. Wenn die Hierarchie geklärt sei, gehe es um Vertrauensbildung. „Wer die Tiere überfordert oder unverständlich hart reagiert, dem entziehen sie unwiderruflich ihr Vertrauen“, sagt er. Was dies für die Damen und Herren in den Chefetagen bedeutet, die arrogant von ihrem hohen Ross runterblicken? Ganz einfach: Die Haflinger, Gidrans und Württemberger lassen sie fallen.

Ausgewählter Artikel aus Printausgabe 02/2006

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Rita Michlits, Economy Ausgabe 02-01-2006, 15.02.2017