Die Welt der Ladyboys
Ladyboys oder Kathoeys sind das dritte Geschlecht in Thailand – Frauen in Männerkörpern. Sie sind nicht nur im Rotlichtmilieu anzutreffen, sondern Bestandteil der toleranten thailändischen Gesellschaft.
Das dritte Geschlecht hat in Thailand ein lange Tradition, länger jedenfalls, als bei uns im Westen die Diskussion um die Transgender-Thematik währt, und vor allem wird in der buddhistischen Gesellschaft Thailands nicht darüber diskutiert – sondern toleriert.
Allein in Bangkok leben tausende Kathoeys. Es sind Männer, die sich mittels Hormonen und kosmetischen Operationen äußerlich in eine Frau verwandelt haben, wenngleich ihnen das männliche Geschlecht geblieben ist. Diese Massnahmen werden in der Regel freiwillig gesetzt, will heißen, dass sich thailändische Jugendliche sehr früh einer solchen Behandlung unterziehen.
Wenngleich das „natürliche“ Reservoir eines Kathoeys das Rotlichtmilieu ist, sind viele von ihnen auch in alltäglichen Berufen anzutreffen, als Kellner, Supermarktkassierer, Lehrer, Rezeptionisten oder Bankangestellte. Sie sind in der Gesellschaft auch nicht schlechter gestellt oder gar ausgestoßen, sondern leben mitten in ihr.
In einschlägigen Bezirken von Bangkok wie Patpong oder in Pattaya kann man zum Beispiel Ladyboys beim Kickboxen sehen: Ein ästhetischen Erlebnis, wie sich weibliche Eleganz und Schönheit mit männlicher Kraft verbindet. Es gibt in Thailand sogar eine Volleyballmannschaft, die vollständig aus Kathoeys besteht und einen passablen Platz in der Landesliga besetzt.
Niemand weiß genau, wie viele Kathoeys es insgesamt in Thailand gibt, doch sind sich Experten sicher, dass es jedenfalls „sehr viele“ sind. Schätzungen liegen bei 0,75 Prozent der Bevölkerung, das wären dann mehr als 500.000. Dies sorgt auch für komplizierte Probleme: Bevölkerungsstatistisch gelten die Kathoeys als Männer, und deshalb werden sie auch mit 21 wie jeder andere Thai-Bursche zur Wehrpflicht einberufen. Mit ihren langen Haaren und geschminkten Gesichtern, den Brüsten und den perfümierten Körpern sorgen sie bei der Stellungskommission regelmäßig für Verwirrung. Meist werden sie dann auch untauglich erklärt, wegen „mentaler Probleme“ oder wegen „Verformung des Brustbereiches“.
Der Wechsel des Geschlechts beginnt früh in der Pubertät mit der Einnahme von Hormonen, was das Wachstum von Brüsten und die Formung weiblicher Figurmerkmale begünstigt. Körperhaare und Bartwuchs werden mittels Elektrolyse entfernt, die Brüste anschließend mit Implantaten vergrößert. Die Kosten für die Umwandlung betragen einige tausend Dollar.
Beziehungen von Kathoeys sind meist homosexueller Natur und wenig dauerhaft, es werden aber auch quasi „normale“ Ehen geführt. Beziehungen von thailändischen Kathoeys zu Ausländern sind nicht selten.
Da sich die Kathoeys ausgiebig ihrem äußeren Erscheinungsbild, der Kleidung und dem Make-up widmen, sind viele von ihnen außerordentlich attraktiv und aufreizend. Wenig erfahrene Traveller lassen sich dadurch häufig täuschen und entdecken zu spät, dass sie es mit einem Ladyboy zu tun haben. Dabei gibt es bei näherer Betrachtung Merkmale, die auf eine Kathoey schließen lassen. Diese sind die Größe der Hände und Füße, die Stimme und nicht zuletzt das Vorhandensein eines Adamsapfels. Katheoys sind nicht verlegen, wenn man sie als solche enttarnt, sondern stolz darauf.
Thailand ist die Hochburg der Ladyboys, doch auch in andere Ländern ist das Phänomen anzutreffen. In Indien heißen sie Hirja (meistens Kastraten), in Mexiko Vestidas.