Der Tod als medizinische Disziplin
In Österreich gibt es vier Institute für Gerichtsmedizin. Das größte ist die Gerichtliche Medizin Innsbruck. Pro Jahr passieren über 600 Obduktionen und zahlreiche weitere Untersuchungen und Testreihen.
(red/cc) Medizinische und auch rechtliche Fragen rund um den Tod eines Menschen können oftmals aufklärungswürdig und entsprechend spannend sein. Medizinisch werden solche Obduktionen dann an gerichtsmedizinischen Instituten durchgeführt und davon gibt es in Österreich vier Stück. Das größte davon befindet sich in Innsbruck, wo derzeit sieben ÄrztInnen beschäftigt sind, die gemeinsam mit sogenannten SektionsassistentInnen mehr als 600 Obduktionen pro Jahr durchführen.
Obduktionen sind Untersuchungen zur Klärung der Todesursache und vieler weiterer rechtlich bedeutsamer Fragestellungen. Durchgeführt werden vor allem gerichtlich oder sanitätspolizeilich angeordnete Obduktionen. Ihnen liegt der Verdacht auf eine nicht-natürliche und sodann zumeist mit äußeren Einwirkungen wie Unfall, Suizid, Tötung oder „zumindest“ zunächst unklarer Todesursache zugrunde. Dazu werden aber auch Lebende als Opfer von Gewalteinwirkungen untersucht, zur Dokumentation und Beurteilung von Verletzungen.
Österreichisches Referenzlabor für Abwassermonitoring und Drogensituation
Eine weitere Disziplin sind regelmäßige Untersuchungen des Abwassers. Im Rahmen des sogenannten Abwassermonitorings werden die Abwässer von österreichweit mehr als 50 Kläranlagen dann etwa auf die Belastung mit SARS-CoV-2, Influenza und RSV (Anm. Respiratorisches Synzytial Virus, Hand-Fuß-Mundkrankheit) analysiert. Die aktuellen Daten erlauben sodann Rückschlüsse auf das aktuelle Infektionsgeschehen und diese werden dem Gesundheitsministerium zur Veröffentlichung durch die Österreichische Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit (AGES) weitergeleitet.
Ebenso untersucht werden am Innsbrucker Institut die Abwässer auf Rückstände illegaler Substanzen wie Cannabis, Kokain, Amphetaminen oder auch Alkohol und Nikotin. Das Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck ist hier auch Mitglied des europäischen Netzwerks SCORE und arbeitet mit der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zusammen.
Toxikologie für Lebende und Tote
Im toxikologischen Labor werden Proben auf Gifte, Alkohol, Medikamente und Drogen untersucht. Das Portfolio ist groß und umfasst alle gängigen Substanzen. Untersucht werden Proben deren Nachweis und Wirkung im Zusammenhang mit einem strafrechtserheblichen Sachverhalt stehen. Aktuell läuft das Projekt Drug-Checking, das im Jahr 2023 auch auf das Land Vorarlberg ausgedehnt wurde, und wo Drogenkonsumenten Substanzen in den Suchtberatungsstellen abgeben können, deren Zusammensetzung am GMI untersucht wird.
Und dann werden noch viele tausende DNA-Untersuchungen vorgenommen, die vom Vaterschaftstest über Spurenanalysen (nicht nur bei Tötungsdelikten, sondern bspw. auch Einbruchsspuren), Identifizierungen bis hin zu Speziesidentifizierung von Tieren reichen. Das Institut ist bereits seit 1977 das Österreichische DNA-Zentrallabor für die Nationale DNA-Datenbank des Innenministeriums für die Untersuchung von Proben (zB. Mundhöhlenabstrichen und biologischen Tatortspuren) aus ganz Österreich. Mit der „Forensische Genomik” gibt es dazu auch einen eigenen Forschungsschwerpunkt.